Das Seefeldquartier in Thun ist von einer Villenstruktur im Jugend- und Heimatstil geprägt. Der Holzbau des neuen Doppelkindergartens interpretiert quartierspezifische Elemente wie Gartenterrassen, Vordächer und Farbgebungen. Typische Holzbauelemente werden aufgegriffen und die Vordächer in alter Konstruktionsweise auf schrägen Holzstreben abgestützt, die gleichzeitig ein identitätsstiftendes Element bilden. Mit zwei Ovalfenster wird eine kindliche Verspieltheit eingebracht und die Farbgebung der filigranen Holzfassade in Grün, Hellgrau und tiefroten Fensterrahmen orientiert sich an der Umgebung.
Der Pavillonbau integriert städtebaulich das bestehende Trafogebäude und sie formen gemeinsam einen räumlich gefassten Ankunftsbereich. Die Setzung auf der Dreiecksparzelle generiert ausserdem zwei, den Haupträumen zugeordnete Aussenbereiche. Präzise Knicke im Volumen verkürzen optisch die Fassaden und geben den massstäblichen Bezug zum Quartier.
Typologisch werden die beiden dreiseitig orientierten Kindergartengruppen durch Raumschichten mit Toiletten und Nebenräumen an den mittigen Garderobenraum angegliedert. Durch das Zusammenlegen der beiden Garderoben konnte ein grosszügiger Mittelraum zur gemeinsamen Nutzung als zusätzlicher Schulraum gebildet werden, der sich zur rückwärtigen Fassade öffnet. Die brandschutzbedingten Fluchtwege aus den Haupträumen erfolgen direkt ins Freie, so dass der Raum uneingeschränkt möbliert werden kann. Ein natürliches Farb- und Materialkonzept schafft eine wohnliche Atmosphäre. Der erdig rote Boden und das leichte Grün der Einbauten tragen optisch die umgebende Natur in den Raum hinein. Holzwände in Fichte werden mit rötlichem Buchenholz kombiniert, und zahlreiche präzise Detailausführungen bringen die nötige Verspieltheit eines kindlichen Alltags ein.
Der Holzelementbau garantiert durch demontierbare Verkleidungen und Sturzelemente für Leitungsführungen die Systemtrennung und Nachrüstbarkeit. Der Kindergarten kann um ein Geschoss aufgestockt werden, der Windfang wird dabei zum Treppenhaus. Gleichzeitig ermöglichen nichttragende Wände der Gruppen eine flexible Anpassung der Raumaufteilung.
1. Rang im Gesamtleistungswettbewerb 2019
Realisierung 2020 – 2021
Holzbau und Gesamtleitung: Holzbau Partner AG in Stettlen
Landschaftsarchitektur: Weber Brönnimann AG in Bern
Bauherrschaft: Amt für Stadtliegenschaften der Stadt Thun
Nominiert für das Schweizer Architektur Jahrbuch SAY 2023
Fotos: Roland Trachsel Fotografie Steffisburg
Modellbilder: Tom Eichenberger Architekturmodellbau in Bern
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